Sehenswürdigkeit und Museum
Ehemaliges Kloster
Die Zisterzienserinnen zur Stärkung weltlicher Macht
Die Gründung des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters geht auf eine Stiftung der Edelherren von Itter zurück, die einen Herrschaftsbereich nördlich von Frankenberg besaßen. Ihr Versuch, einen Konvent in der Nähe von Sachsenberg zu gründen, schlug fehl. Unter Mithilfe der Landgrafen von Thüringen wurde das neue Kloster dann vor den Toren Frankenbergs ab 1249 errichtet und mit dem Patronat der Frankenberger Kapelle ausgestattet.
Burg und Stadt Frankenberg sollten der hessisch-thüringischen Landgrafschaft als Stützpunkt dienen und das Kloster St. Georgenberg dazu beitragen, ihren Einfluss in diesem Raum zu stärken. Diese eher weltliche Absicht und die recht große Nähe zur aufstrebenden Stadt Frankenberg führten dazu, dass das Kloster nicht nur auf religiösem Gebiet, sondern auch im gesellschaftlichen Leben der Region eine gewichtige Rolle spielte.
Seine Insassen waren in Ordens- und Laienschwestern eingeteilt, die großenteils aus den Familien des Landadels, aus den Patrizierfamilien der umliegenden Städte und bei Laienschwestern auch aus niedrigeren Gesellschaftsschichten stammten. Diese engen verwandtschaftlichen Bindungen zwischen dem Umland, der nahen Stadt und den Klosterinsassen führten dazu, dass es zu lebhaften Wechselwirkungen kam, die den Einfluss von St. Georgenberg über die klösterlichen Mauern hinaus erweiterten. Das Kloster wurde 1568 aufgehoben, aber die Nonnen - die letzte von ihnen starb 1581 - hatten noch Bleiberecht.
Heutige Nutzung durch die Kreisverwaltung
Die zweigeschossige, dreiflügelige Baugruppe aus dem 13. bis 17. Jh. ist gut erhalten und wirkt noch heute als Ganzheit. Die nach Osten hin offene Seite wurde Anfang der 1960er-Jahre durch ein modernes Gebäude der Kreisverwaltung größtenteils geschlossen. 2021 wurde der sogenannte Ostflügel jedoch größtenteils abgerissen, um die Sicht auf die historische Klosteranlage wieder freizugeben. Der malerische Innenhof wurde in diesem Zuge zum Rosen-, Stauden- und Kräutergarten umgestaltet.
Am eindrucksvollsten ist zweifellos der Nordflügel, an dessen Ostseite sich die spätromanische ehemalige St.-Mauritius-Kapelle befindet. Sie ist durch Zwischendecken unterteilt. Die langen schmalen Rundbogenfenster stammen aus der Mitte des 13. Jhs. und verleihen dem Bau seinen besonderen Stil. Der restliche Nordflügel wurde Ende des 14. Jhs. errichtet und Anfang des 16. Jhs. verändert. Bemerkenswert ist der Teil, in dem sich der Rest des ehemaligen Kreuzgangs mit spätgotischen Maßwerkfenstern befindet.
Bewahrung historischen Erbes - das Museum im Kloster
Heute beherbergt das ehemalige Zisterzienserinnenkloster St. Georgenberg neben der Kreisverwaltung das Museum im Kloster Frankenberg, das im Nordflügel der Anlage eingerichtet und am 29. Mai 1952 der Öffentlichkeit übergeben wurde. Erster Museumsleiter war Mitbegründer Georg Merkel bis zum Jahr 1977. Er hat u. a. zur umfangreichen Blaudruck- und Stülpchensammlung beigetragen. Im Jahr 1984 hat der Museumsbereich nach vierjähriger Umbauzeit die Mauritiuskapelle, im romanischen Stil erbaut, als Erweiterung dazu erhalten. Museumsleiter war in dieser Zeit Alfred Sehmisch (1982 - 1995). Diese Aktion wurde maßgeblich vom Verein "Kreisheimatmuseum Frankenberg e. V." (s. u.) unter dessen stellvertretendem Vorsitzenden Heinz Brandt, Schuldirektor i. R./ Historiker/ Heimatforscher, durchgeführt. H. Brandt ist auch der Verfasser der Schrift "Philipp Soldan von Frankenberg, ein hessischer Künstler des 16. Jahrhunderts", die 1984 vom Landkreis Waldeck-Frankenberg herausgegeben wurde. Ein 2017 zum Reformationsjahr erschienener Bildband mit dem Titel "Philipp Soldan - Bildhauer der Reformation" zeigt das Werk des Ausnahmekünstlers in seiner Gänze mittels hochwertiger Fotografien.
Museum im Kloster
Das Museum ist geöffnet:
- Mittwochs 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr
- Samstags 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr
- Sonntags 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Eintritt:
Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht
Führungen für Gruppen bis 20 Personen sind möglich, Kosten 40,00 €.
Ansprechpartnerinnen
Frau Dr. Birgit Kümmel
Nach Umbau und einer umfassenden Neukonzeption des einstigen Kreisheimatmuseums von 2022 bis 2024 findet sich im ehemaligen Kreuzgang sowie Refektorium und Dormitorium eine moderne Ausstellung zur Stadt Frankenberg und zum ehemaligen Kreis Frankenberg. Die Ausstellung führt von der großen Blütezeit im Humanismus bis in die Kreisstadtzeit des 19. und 20. Jahrhunderts. Gäste lernen dort Menschen und ihre Zeiten kennen.
Ein Schwerpunkt der Museums-Exponate ist dem bedeutendsten Sohn der Stadt gewidmet: dem Künstler, Steinbildhauer, Holzschnitzer, Formschneider, Maler, Baumeister und Meister der Ofenplatte Philipp Soldan (ca. 1500 - 1570). Er hinterließ etliche Werke, die bis heute durch ihre künstlerische Ausstrahlung faszinieren. Unter anderem seine kunstvoll geschnitzten Balkenköpfe, die einst die Frankenberger Liebfrauenkirche zierten, befinden sich heute alle im Museum.
Die Abteilung "Stadteinsichten und Kreisausblicke" zeigt aus der vielfältigen Sammlung des Museums interessante, ungewöhnliche und auch seltene Exponate zu Themen wie:
1821: Frankenberg wird Kreis, Frankenbergs Rückgrat: Die Textilproduktion, Vom Zusammenleben in der Shoah, Vereinsengagement: Von Radfahrern, Rollenbildern und dem Marsch in den Listenbach, Modehüte in der Stadt und viele mehr.
Zur finanziellen und ideellen Unterstützung des Museums hat sich 1973 unter seinem 1. Vorsitzenden Wilhelm Wicke der Verein "Kreisheimatmuseum Frankenberg e. V." konstituiert. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Anschaffungen von Einrichtungs- und Ausstellungsgegenständen sowie Restaurierungen der Exponate zu bezuschussen. Er firmiert inzwischen als Philipp-Soldan-Gesellschaft.