Klimaangepasste Neugestaltung des Klosterumfelds
Mitten in Frankenberg ist rund um das ehemalige Kloster St. Georgenberg durch ganzheitliche Stadtentwicklung ein Vorzeigebeispiel für aktive Klimaanpassung und erhöhte Lebensqualität entstanden, das modellhaft ökologische, soziale und städtebauliche Ziele vereint.
Kern des Projektgebiets ist die stadtbildprägende ehemalige Klosteranlage aus dem 13. Jh. Der Bau beherbergt heute Verwaltungsstellen des Landkreises sowie ein Museum. Der Vorplatz der Anlage hat im Zuge der Stadtsanierung bereits eine Modernisierung erfahren. Der U-förmige historische Bau wurde in den 1960er-Jahren um einen Verwaltungsanbau ergänzt und umschloss so einen Innenhof mit Rasenflächen und Rosengarten. Ringsherum war ein asphaltierter, teilöffentlicher Parkplatz angeordnet, außerdem private Garagen sowie eine ungeordnete geschotterte Fläche. Unter dem Parkplatz floss gänzlich verrohrt der Ederzufluss Nemphe. Der hohe Grad an versiegelter Fläche machte den Bereich im Sommer zur Wärmeinsel.

Angeregt durch öffentliche Beteiligung im Rahmen einer Machbarkeitsstudie für eine Landesgartenschau-Bewerbung wurde das gesamte Klosterumfeld neu gedacht. Durch verschiedene miteinander kombinierte Entwicklungskonzepte und deren konsequente Realisierung ist es gelungen, das Umfeld komplett umzugestalten und aufzuwerten. Dabei wurden verwaltungsinterne Planungskapazitäten aus Stadt- und Landschaftsplanung, Naturschutz, Wasser- und Straßenbau genutzt, um ein Leitbild zu entwerfen. In der Folge wurden punktuell externe Planer und Unternehmen mit der konkreten Beplanung und Bauausführung beauftragt.

Der ungeliebte Verwaltungsanbau wurde erworben und abgerissen, zudem der angrenzende Großparkplatz zurückgebaut, was die Renaturierung der Nemphe ermöglichte (Landesprogramm „100 wilde Bäche“). So wurde die historische, singuläre Lage des Klosters in der Aue wiederhergestellt. Der Innenhof entstand nach historischem Vorbild neu mit einem Hofbereich und einer Gartenfläche mit üppiger standortgerechter Staudenpflanzung. Der im hinteren Bereich bedarfsgerecht neu angelegte Parkplatz ist klimaangepasst mit versickerungsfähigen begrünten Rasengittersteinen und drainfähigem Substrat, Versickerungsmulden und klimaangepasster Bepflanzung versehen worden.

Im Projektgebiet ist es gelungen, rund 3.000 qm Fläche zu entsiegeln. Der entstandene Freiraum bietet mehr Aufenthaltsqualität, bindet das historische Gebäude in die Stadt ein und hat positive Effekte auf Natur-, Hochwasser-, Gewässer- und Klimaschutz in der Innenstadt. Die Herausforderungen bestanden vor allem darin, grüne, blaue und graue Infrastruktur in der Planung gemeinsam zu entwickeln, die Flächenverfügbarkeit zu gewährleisten und den Renaturierungsansatz gegenüber dem innerstädtischen Parkraumbedarf zu behaupten.
Die Mittel für die gesamte Umgestaltung in Höhe von rund 3,6 Mio. Euro stammten zu großen Teilen aus miteinander kombinierten Förderprogrammen von Land, Bund und Europa (Wasserrahmenrichtlinie, Hochwasserschutz, Stadtsanierung, Klimaschutz- und Klimaanpassung, Starke Heimat Hessen).
Das Projekt hat 2025 beim Wettbewerb der hessischen Klima-Kommunen in der Kategorie Klimaanpassung gewonnen. Das Gewinnervideo finden Sie unter: https://www.klima-kommunen-hessen.de/2025-klimaanpassung
