Smart City-Konzept erhält 1,8 Millionen Euro Förderung
Frankenberg soll smarter, vernetzter und nachhaltiger werden

28. April 2023. Die Stadt Frankenberg (Eder) soll smarter und nachhaltiger werden. Bis zu 1,8 Millionen Euro Fördergeld bekommt die Stadt in den nächsten zwei Jahren dafür vom Land Hessen im Rahmen des Förderprogramms „Starke Heimat Hessen“. Das Hessische Digitalministerium hat jetzt die Förderzusage übersandt.
Damit kann die Arbeit an dem Frankenberger Pilotprojekt beginnen, das ganz verschiedene Bereiche abdeckt. Oberthemen dabei sind die Steigerung der Effizienz sowohl in Bezug auf Energieverbrauch wie auch den Personaleinsatz, erhöhte Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt, Verbesserungen im Verkehrsmanagement und mehr Lebensqualität. „Frankenberg – smart, vernetzt und nachhaltig“ lautet entsprechend die Überschrift des Projekts.
Um smarte Hochwasserprognosen, Energie-Gebäudemanagement, ein Parkleitsystem, intelligente Beleuchtung und mehr Sicherheit und Effizienz soll es gehen. „Da geht es auch ums Ausprobieren“, erläuterte Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß bei der Vorstellung der geplanten Maßnahmen. „Daher ist die Förderquote auch besonders hoch, sie liegt bei 90% der förderfähigen Kosten.“ Der Eigenanteil der Stadt liegt damit nur bei 200.000 Euro. „Es ist ein Pilotprogramm, um smarte Technologien zu testen. Es geht in allen Fällen um Feldversuche“, ergänzte der verantwortliche Fachdienstleiter Karsten Dittmar.
„Frankenberg möchte mit dem vielschichtigen Modellprojekt demonstrieren, dass auch kleinere Kommunen mit maßvoll eingesetzter, innovativer Technologie nachhaltiger, lebenswerter und sicherer werden können. Die Digitalisierung gibt uns die Werkzeuge an die Hand, mit unseren Ressourcen noch sinnvoller umzugehen“, erklärte der Bürgermeister. Im Zentrum des Projekts steht eine offene städtische Datenplattform, die in der Lage ist, unterschiedlichste Daten zu sammeln und weiter zu verarbeiten.
Hochwasserschutz: Über Sensoren und eine Prognose-Software soll ein Pegelstand-Monitoring-System eingerichtet werden, um den Umgang mit Hochwasser und Starkregenereignissen zu verbessern. Aktuell werden Hochwasserereignisse durch den Referenzpegel der Eder prognostiziert. „Wir berücksichtigen aber die Nebenflüsse nicht“, so Dittmar. Weitere Gewässer wie Nuhne, Nemphe, Goldbach und mehr mit ihrer Pegelstandsentwicklung würden entsprechend nicht mit einbezogen. Frühzeitige Warnungen seien so nicht möglich. „Wir erhoffen uns von dem System, früher reagieren zu können, um Schäden zu vermeiden.“ Mittelfristig sollen auch Niederschlagsdaten und weitere Wetterinformationen einfließen.
Parkleitsystem: Ausgewählte Parkflächen wie der im Umbau befindliche Parkplatz am Kloster sollen zukünftig über ein Parkleitsystem angeschlossen werden. Über große Monitore sollen dann freie Parkplätze, aber beispielsweise auch Wetterinformationen und Nachrichten angezeigt werden können.
Smartes Licht und smarte Mülleimer: Zunächst nur Modellcharakter haben die Projekte der smarten Mülleimer und der smarten Beleuchtung. Im Außenbereich entlang des Premium-Stadtwanderwegs Frankenberger Blickwinkel sollen sogenannte Smart Bins aufgestellt werden, Mülleimer, die ihren Füllstand an die zentrale Datenerfassung übermitteln. Das verhindert zum einen überquellende Mülleimer in der Natur und reduziert überflüssige Leerungsfahrten an abgelegene Standorte.
Entlang der Fußgänger- und Radwegeverbindung durch die Ederauen, von der Goßbergstraße bis zur Walkemühle, soll als Modellprojekt die smarte Außenbeleuchtung getestet werden. Ein „mitlaufendes Licht“, gesteuert von Sensoren wird nachts nur dort heller, wo Menschen in der Nähe sind. Wenn niemand dort unterwegs ist, wird die Lichtstärke gedimmt. Das reduziert den Stromverbrauch, die Lichtverschmutzung und ist gleichzeitig insekten- bzw. tierfreundlich – ohne Abstriche bei Sicherheit und Komfort. „Es gibt hier keine komplett fertigen Systeme“, räumte Karsten Dittmar ein. Es sei darum ein Experimentierfeld und bei den Sensoren viel zu beachten.
Gebäudemonitoring: Um die städtischen Gebäude besser im Blick zu haben, soll auch hier mit digitaler Gebäudeleittechnik ein Energie-Management-System aufgebaut werden. Das soll Verbräuche quasi in Echtzeit abbilden und erlaubt zielgerichtetes Eingreifen bei Abweichungen. Das betrifft beispielsweise die Heizungssteuerung und die IT-Infrastruktur. Mit den erfassten Daten kann dann ein überdurchschnittlicher Energieverbrauch identifiziert werden und entsprechende Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergriffen werden. Auch Zählerstände müssen nicht mehr manuell abgelesen werden.
Öffentliche Sicherheit: Mithilfe von Geräuscherfassung eine bessere Sicherheitslage und ein höheres Sicherheitsgefühl erreichen – darauf zielt ein weiteres Teilprojekt ab. Dort, wo Videoüberwachung aus Datenschutzgründen nicht möglich ist, ist ein geräuschbasiertes System denkbar. Das System bietet geräuschbasierte Überwachung und reagiert auf bestimmte Laute und Geräuschmuster, die wiederum eine automatische Benachrichtigung an die Ordnungskräfte auslösen können. Damit kann die Reaktionszeit verkürzt und das Sicherheitsgefühl für die Bevölkerung erhöht, außerdem Vandalismus eingegrenzt werden.
Losgehen soll es schon möglichst bald, denn mit Ausstellen des Förderbescheids ist auch der Projektzeitraum von zwei Jahren angelaufen. Eine Projektstelle für die Umsetzung der Vorhaben fördert das Digitalministerium ebenfalls – damit aus der smarten Theorie bald auch Realität wird.
Hintergrund: Das Förderprogramm „Starke Heimat Hessen“
Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Dazu zählen unter anderem Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung oder die Stärkung des ÖPNVs.
Von 2021 bis 2024 werden jeweils bis zu 16 Millionen Euro für die Förderung kommunaler Vorhaben verwendet, die innovative Projekte in Themenfeldern der Digitalisierung kommunaler Handlungsfelder im Sinne von Smart City / Smart Region betreffen. Projekte werden mit 100.000 Euro bis 2,5 Millionen Euro unterstützt – bei einer Förderquote von 90 Prozent und einer maximalen Laufzeit von zwei Jahren.
Nähere Informationen unter www.digitales.hessen.de/Foerderprogramme/Starke-Heimat oder www.smarte-region-hessen.de.