Heß: "Das Land plant für unseren Landkreis wenig"

Karte Empfehlung Strukturräume
Bürgermeister Heß äußert Kritik am Entwicklungsplan des Landes Hessen
„Gerade im ländlichen Raum sind Zentrale Orte künftig weiter zu stärken und müssen vom wirtschaftlichen Aufschwung Hessens profitieren!“ Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß reagiert damit auf den Ergebnisbericht der vom Hessischen Wirtschaftsministerium eingesetzten Expertenkommission, unter anderem zur Überprüfung des hessischen Zentrale-Orte-Konzepts. Das hessische Konzept umfasst alle Städte und Gemeinden: insgesamt 10 Oberzentren, 95 Mittelzentren und 318 Grundzentren.
Das Land vertritt den Anspruch der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Hierzu sind die ausgewogene räumliche Entwicklung zu fördern, die Daseinsvorsorge in Kooperation und Koordination öffentlicher, privater und zivilgesellschaftlicher Angebote zu sichern sowie Entwicklungspotenziale auszubauen.
Die Raumstruktur ist für die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse zwingend erforderlich, und für die Weiterentwicklung im ländlichen Raum von wesentlicher Bedeutung. Insellagen müssen verhindert und Entwicklungsachsen gefördert werden. „Doch was passiert mit unserem Landkreis?“ fragt sich Heß. Von Süden her kommend endet die Entwicklungsachse bei Marburg und schwenkt von dort nach Nord-Ost über Schwalmstadt nach Kassel. „Vom Oberzentrum Kassel ist aber keine Entwicklungsachse in unseren Landkreis vorgesehen! Diese Planungen können wir so nicht hinnehmen. Nach der Empfehlung der Expertenkommission würde unsere Region weiterhin als ein „grüner Fleck“ dargestellt – sicherlich kein gutes Zeichen gegenüber den Vertretern der Unternehmen und der Institutionen“, ist Heß überzeugt.
Die gute Wirtschaftslage der Industrie- und Wirtschaftsunternehmen sei eine sehr gute Basis für die Menschen vor Ort. Der bestehende Fachkräftemangel mache den Zuzug von außerhalb aber zwingend erforderlich. Siedlungsentwicklung entstehe entlang der Entwicklungsachsen und in den Mittelbereichen, wie seit Jahren im Mittelzentrum Frankenberg deutlich sichtbar wird.
„Weiterhin benötigen wir eine gute verkehrliche Anbindung, das ist ein wesentlicher Wunsch der hiesigen Industrie- und Wirtschaftsbetriebe“, so Heß. Die Anbindung stehe auch heute noch deutlich hinter anderen Regionen Hessens zurück. „Bei der Weiterentwicklung der Raumstruktur in der Fortschreibung des LEP halte ich dafür die Verbindungsachse von Süden nach Norden über Frankenberg und Korbach nach Kassel für zwingend erforderlich!“ Die weitere Entwicklung in Hessen dürfe nicht zu Lasten einzelner Landesteile passieren. Um das sicherzustellen, appelliert Heß an die heimischen Landtagsabgeordneten und den Landkreis, sich für die Interessen der Region stark zu machen. „Da muss politisch dran gearbeitet werden“, fordert Heß.
Der Landesentwicklungsplan Hessen 2000 (LEP 2000), der Ende der 1990er-Jahre entstanden ist, ist ein wichtiges Instrument der Landesplanung. Er gilt für ganz Hessen und ist die rechtliche Grundlage der Regionalpläne. Auf deren Grundlage werden beispielsweise Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete ausgewiesen.
Nach inzwischen fast 20 Jahren galt es, die bestehenden Ansätze des Zentralen-Orte-Konzepts und der landesweiten Raumstrukturen zu überprüfen. Hierzu wurde vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen eine parteiübergreifende Expertenkommission mit der Bearbeitung betraut. Deren Ergebnisse sollen wiederum Grundlage des Hessischen Landesplanungsgesetzes für eine zukunftsfähige Entwicklung sein.
Vor allem der Hessische Städtetag hatte angeregt die Neuabgrenzung der im LEP 2000 dargestellten Mittelbereiche zu prüfen. Denn gerade die zentralörtlichen Festlegungen für den ländlichen Raum haben im Vergleich zu dem verdichteten Rhein-Main-Gebiet vollkommen andere Grundlagen und künftige Auswirkungen.