Grußwort des Bürgermeisters zum Jahreswechsel
2022 - was für ein Jahr! Wie gebannt starren wir auf die Ereignisse, die wir so nicht erwartet haben und deren Auswirkungen wir nicht überschauen. Veränderungen in Deutschland, Veränderungen in Europa und anderen Plätzen der Welt – dazu Fortdauer von Krieg, Gewalt, Leid, Vertreibung und Elend. In dieser „Dunkelkammer der Ungewissheiten“ suchen wir alle Orientierung.
„Postfaktisch“ – so lautet der plötzlich auftauchende Deutungsversuch, der aufschrecken lässt. Schließlich wird diesem Begriff das Zeitalter nach der Wahrheit zugeordnet. Anders gesagt: Die Dominanz der Gefühle über Fakten, Wahrheiten und Klarheiten. In all diesen Deutungen erkenne ich vor allem geöffnete Türen für das Gruselquartett von Propaganda, Populismus, Provokation und Protektion. Begriffe, von denen die weltweit zu beobachtenden politischen Erfolgen dieses Jahres weitgehend geprägt sind. Wenn das der Samen der Gegenwart ist, wie werden dann die Früchte der Zukunft aussehen?
Vor diesem Hintergrund hat die Frage nach hilfreicher unverfälschter Orientierung eine entscheidende Bedeutung. Orientierung braucht Besinnung, braucht die Ausrichtung am Fundament unserer Werte. Werte, die tragen, die schützen, die stabilisieren und zusammenhalten: Wahrheit, Respekt, Verantwortung, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Leistungsbereitschaft, Solidarität, Anteilnahme und vieles mehr.
Eine wesentliche Veränderung unserer Blickrichtung bewirkt die Dankbarkeit. Dankbarkeit ist die Wachsamkeit der Seele gegen die Kraft der Zerstörung.
Welch ein Geschenk, wenn uns gerade bei bedrückenden Lebenssituationen – schwere Erkrankung, Trauer und anderer Nöte, oder die Sorgen um die weltpolitischen Entwicklungen – Gründe der Dankbarkeit aufleuchten. Die Abbildung unserer Gesellschaft muss auch durch die andere Seite ergänzt werden, die positive Seite, die allzu oft ausgeblendet bleibt: Überwindung der Pandemie, Rekordbeschäftigung am Arbeitsmarkt, soviel Bildung wie noch nie, gelingende Integration zigtausender Migranten, ein stabiles Staatswesen und die vielen anderen Gründe, die hinzukommen, wenn wir unser eigenes Leben – sei es auch nur mikroskopisch – betrachten. Immer führt Dankbarkeit zu einer neuen Blickrichtung, einer neuen Wahrnehmung oder Beurteilung.
Eine besondere Dankbarkeit erfüllt mich mit dem Blick auf dem Weg zur Krippe, und den uns Christen vorangestellten Weihnachtsgedanken. Deshalb bleibt es bei allen Veränderungen, allen Herausforderungen dieser Zeit das „Dennoch“ Gottes mit der Geburt Jesus Christi, die wir an Weihnachten feiern, das markanteste Faktum, besser: der Anker in dieser Zeit. Diese Perspektive treibt mich dazu, Weihnachten als Fest der Hoffnung, des Friedens, der Freude und auch der mich justierenden Besinnung zu feiern.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein wohltuendes Fest mit all den Menschen, die Ihnen lieb und wert sind. Für den Jahreswechsel zum Jahr 2023 wünsche ich Ihnen, dass der Friede und die Freude der Weihnacht Sie als Segen in das kommende Jahr begleiten mögen. Ich wünsche Ihnen Gesundheit, viele gute Erfahrungen und Gottes Segen.